Anzahl der Beiträge : 30 Anmeldedatum : 02.08.10 Alter : 27 Ort : Schweiz
Züchterinformationen Name des Stalles: Cascada Anzahl der Pferde: 1 Beruf(e): Trainer, (Ausbilder), Zubehörhändler
Thema: Ihr letzter Trost - Kurzgeschichte Mi Aug 25, 2010 10:02 pm
Ihr letzter Trost
Einsam und allein kauerte die alte Witwe in der Ecke ihres kleinen Schlafzimmers. Ihre langen, gräulichen Haare hingen wie ein Schleier vor ihrem schmerzverzerrtem Gesicht. Ihre hellblauen Augen starrten auf den Nachttisch, worauf ein Bild von ihr und ihrem verstorbenen Ehemann stand. Dort waren sie gerade auf Hawaii in den Flitterwochen. Das war lange her. Fast schon 40 Jahre. Die Witwe zeigte ein Lächeln, ihre Augen funkelten die Kamera an. Ihr Mann hatte ihr den Arm über die Schultern gelegt. In diesem Moment konnte die alte Witwe den Arm ihres Mannes spüren. Sie sah nach hinten, doch da war nichts. Und das Lachen, dass sie soeben noch gehört hatte, verstummte. Die Hoffnung verblasste und das Loch in ihrer Brust wurde wieder gross. Sie schluckte, starrte auf ihre dreckigen Füsse und erhob sich schliesslich. Sie ging zu ihrem Freund, der Lilie, die draussen neben ihrer Haustüre wuchs. Dort setzte sie sich wieder, griff nach der Giesskanne und gab der Blume das, was sie brauchte. Eine Weile sah sie die Blume noch an und ein kaum erkennbares Lächeln zeichnete sich auf ihre Lippen. Ihr Mann hatte sich früher um sie gekümmert, jeden Tag. Und immer hat er bei ihr gesessen und ihr seine Erlebnisse und Sorgen erzählt. Manchmal hatte er eine Frage gestellt und eine Antwort bekommen. Immer war er bei ihr gewesen; beim Nichts. Kein anderer sah die Lilie, nur er. Aber nun als er tot war, redete Allen, die alte Witwe, als Trost mit ihr, und die Blume zeigte sich, wurde etwas Sichtbares und entwickelte eine Persönlichkeit ganz nach Allen's Wünschen. Das was sie brauchte. Wie eine Krücke. Immer gab die Lilie die Antwort, die Allen half. Und wenn Allen sie ansah, strahlte sie immer in leuchtenden Farben, wie ein Regenbogen. Nein, noch viel schöner. So viel schöner, wie ein Tausendfüssler Füsse hat. Die Lilie war nie traurig, nie verschlossen. Abgesehen in der Nacht, da schlossen sich immer ihre Blüten. Aber sobald Allen auftauchte, öffneten sie sich wieder und die Lilie half ihr. Allen glaubte, die Lilie war nur da, wenn jemand sie wirklich brauchte. Wenn man wohlauf und glücklich war, brauchte man sie nicht. Eines Morgens sass Allen neben der Lilie. Alles war wie sonst. Fast alles. An der anderen Strassenseite stand ihre alte Freundin Sophie. Sie hatte Sorgenfalten, sie sah Allen an, die gerade auflachte. Ihre grauen, kinnlangen Haare hatte sie hoch gesteckt. Sie sah wirklich gepflegt aus – nur unglaublich besorgt. Früher hatten Allen und sie immer zusammen getratscht, Frauenprobleme ausdiskutiert und Tee geschlürft. Damals hatten sie oft geisteskranke Menschen besucht und ihnen geholfen. Sie hatten sich geschworen, immer so zu bleiben, wie sie damals waren. Doch Allen hatte sich verändert, sie bekam selber Probleme und veränderte sich vollkommen. Sogar ihr Gesicht war länger geworden, ihre Augen kleiner und ihre Lippen schmaler. Sie hatte einen kleinen Buckel bekommen.Allen war um die 60 Jahre alt; wäre aber noch körperlich und geistig jung, hätte sie weiter gelacht. Heimlich nahm Sophie eine alte Kamera hervor und machte einen Schnappschuss, wo Allen gerade die Blüte vorsichtig zwischen die Finger genommen hatte, lächelte und an der Blume mit geschlossenen Augen roch. Sophie wartete, bis das Grau auf dem kleinem Foto sich in Farbe entwickelte. Es hatte lange gedauert, doch Allen machte keine Anstalten wieder ins Haus zu gehen. So ging Sophie mit dem Foto in der Hand zu ihr. Hinter ihr blieb sie stehen und nannte leise ihren Namen. Allen drehte sich um und sah sie wütend an. Sophie gab ihr das Bild. Allen sah es sich an und erstarrte. Ihre Pupillen verkleinerten sich, um ihr bildete sich endlose Leere. Die Lilie war falsch, nicht da. Eine Halluzination. Auf den Bild war nur Allen zu sehen. In ihren Fingern nichts andere als Luft. Das einzige wofür Allen lebte, existierte nicht... Ihr letzter Trost.
Todesanzeige von Allen Smith
Sie starb an Einsamkeit am 11.8.1993. An dem Tag, als ihr letzter Freund sie verliess. Eine Trauerfeier wird nicht stattfinden .
Ihre Nachbarin, Sophie
---------------------------------
Joa, das war sie Die ist für 'ne Deutsch-Arbeit.. (:
Kommentarue erwünscht
Jasly18
Anzahl der Beiträge : 123 Anmeldedatum : 29.07.10 Ort : Deutschland
Züchterinformationen Name des Stalles: / Anzahl der Pferde: 1 bald 2 Beruf(e): Ofiziller Pferdeausbilder, Fohlenausbilder